Peter Picciani

Drechseln

1978 habe ich zum ersten Mal gedrechselt. Ich war als Matrose bei der „Grenzbrigade Küste“ im Grundwehrdienst der Nationalen Volksarmee. In der Autoschlosserei in Graal Müritz stand eine Drehbank, auf der ich Kerzenständer drechselte, Lampenfüße und Teller aus Sperrholz – das war der Anfang.
Viele Jahre eines Hobbydrechslers folgten. 1989 in der Ausbildung zum Holzbildhauer erfolgte die „Profi-Taufe“ im Fach „Drechseln“.
1995 kaufte ich mir das Buch „Woodturning Masterclass“ von Tony Boase, Drechsler wie Mike Scott, Michael o`Donnell und Hayley Smith waren darin vertreten. Schnell wurde mir klar; da will ich hin: woodturning masterclass.
1997 hatte ich meine erste Ausstellung in Japan, in Mito (Ibaraki Ken)., 1998 und 1999 eine Ausstellungsbeteiligung im Museum of Modern Art in Tokyo (Exhibition of japanese contemporary arts and crafts).
2000 schaute ich Richard Raffan, Terry Martin und Hans-Joachim Weißflog über die Schulter beim 1.Internationalen Drechslersymposium in Olbernhau.
Inzwischen gehöre ich selbst zur „Woodturning Masterclass“, ein Wunschtraum hat sich erfüllt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Meine Schalen und Objekte sind in hoher Qualität zumeist hauchdünn gedrechselt und von beachtlicher Größe. Jedes ein Einzelstück und nicht wiederholbar. Drechseln ist für mich eine Art Meditation, ein Zwiegespräch mit dem lebendigen Material Holz. In der Konzentriertheit des Tuns verschwindet die Welt außenherum und es gibt nur noch den Schnitt, den Spanfluß und die Form. Alles fließt und ich bin im „flow“.
Drechseln ist wunderbar.

Schnitzen

1967, ich war gerade 10 Jahre alt, schnitzte ich aus Kiefernrinde kleine Boote, machte aus einem Lolly-Stiel eine Segelstange, aus Papier ein Segel, und ließ die Boote bei Ostwind auf dem Schaalsee über die Grenze in den Westen segeln (ich stellte mir die Welt grenzenlos vor).
Schon früh als Jugendlicher machte ich Bekanntschaft mit Werken von Erst Barlach in Güstrow, die mich nachhaltig beeindruckten. Dann ging ich andere Wege und vergaß das Schnitzen wieder.
Eine Lehre als Feinmechaniker bei Carl Zeiß in Jena begann ich 1973, arbeitete 10 Jahre lang in diesem Beruf, der mir großen Spaß machte. Nach einigen kreativen Umwegen als Fotograf und als Liedermacher wollte ich ab 1986 unbedingt das Schnitzen erlernen. Ein Anlauf zur Werkkunstschule in Flensburg scheiterte. 1989 landete ich in Bischofsheim an der Berufsfachschule für Holzbildhauer. Ein Traum ging in Erfüllung.
Seit 1993 habe ich eine eigene Werkstatt für Bildhauerei in Ipthausen, in der nicht nur Schnitzereien entstehen, sondern auch große Skulpturen wie das Neuronale Netzwerk“ für die Neurologie in Bad Neustadt, und Modelle für Schaufensterpuppen (Formes GmbH)
Zu einiger Berühmtheit gelangten meine kleinen Holzfiguren aus der Serie „Soziales Netzwerk“, die im Museum für angewandte Kunst in Frankfurt zu sehen waren und in Pfäffikon in der Schweiz. Das Echo in den Medien war enorm, weil die Figuren den Zeitgeist exakt darstellten.
Zu den kleinen Holzfiguren gehören auch berühmte Leute wie Angela Merkel, ein bekannter Psychologe aus Frankfurt oder Cindy aus Marzan. Verkäuflich sind nur ein Teil der Figuren. Bitte nachfragen. (Cindy z.B. ist noch zu haben) .

Bühnenbilder

Im Frühjahr 2002 habe ich im „Fränkischen Theater“ (wie es damals noch hieß) in Maßbach in der Bühnentechnik „ausgeholfen“.
Im Herbst habe ich ein Bühnenbild von Michael Klemm „umgesetzt“, also bemalt und eingerichtet („Der öffentliche Ankläger“).
Mein erstes eigenes Bühnenbild gestaltete ich 2003. Es war für das Stück „Die acht Frauen“, Regie Michael Klemm.
Das machte mir großen Spaß und ich bin der Theaterleiterin Anne Maar immer noch dankbar, daß sie mir als „Quereinsteiger“ eine Chance gab.
Inzwischen bin ich in der Theaterwelt heimisch und habe mittlerweile 63 Bühnenbilder entworfen und gestaltet. Es ist eine wundervolle Arbeit, die mein ganzes kreatives Potential fordert und fördert. Es ist der schönste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann, zumal noch in diesem Ambiente des alten Schlosses mit dem wunderschönen Schloßpark und dem „Aufgehobensein“ in der Theatergemeinschaft.
www.theater-massbach.de

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